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8. Schritt: Alltägliche Situationen sprachlich begleiten

Beschreibung

Wie im ersten Kapitel des vorliegenden Begleithefts erwähnt, zielt alltagsintegrierte sprachliche Bildung auf alle Sprachentwicklungs- und Bildungsbereiche übergreifende Maßnahme ab. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Entwicklung der Kinder möglichst individuell im pädagogischen Alltag zu begleiten und anzuregen (Kammermeyer & Roux 2013; Fried 2013; Kucharz, Mackowiak & Beckerle 2015).

Alltägliche Situationen des pädagogischen Alltags reichen vom Ankommen der einzelnen Kinder über Spielsituationen, in denen die Aufmerksamkeit geteilt wird bis zum Abholen der Kinder durch die Eltern bzw. die Erziehungsberechtigten. Dabei bieten alltägliche Routine- und Schlüsselsituationen wie Rituale des Ankommens in den Kindergarten, Essens- und Pflegesituationen sowie alltägliche Situationen im Garten, beim Spazierengehen, beim Konstruieren eines Bauwerks, etc. unzählige Sprechanlässe. Alle Situationen, in denen die Aufmerksamkeit zwischen Kindern und pädagogischen Fachpersonen geteilt werden, eignen sich zur Sprachanregung (Küper 2007). Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass ständig auf die Kinder eingeredet wird. Vielmehr fungiert die Fachperson den Kindern als Sprachvorbild. Je nach Entwicklungsstand des Kindes, kann das Sprechen durch Gesten, Bilder, Symbole, Schriftzeichen oder durch immer wiederkehrende Satzmuster unterstützt werden (Kuchartz 2015). Zudem kann die spaßige Seite von Sprache als lustvolles Moment genutzt werden, dass Kinder richtige Sprachspielende werden: Wiederkehrende Satzmuster werden unerwartet durch eine andere Endung verändert, kleine Reime werden eingebaut, die beteiligten Personen spielen mit der Stimmlage oder –Farbe oder es werden Wortkombinationen kreiert. Dies alles kann bei handlungsbegleitenden Gesprächen passieren und damit manifestieren sich Wiederholungen und Erweiterungen (Küper 2007).

Eine sprachförderliche Umgebung regt ebenso die Sprechfreude der beteiligten Personen an. Materialien zum Sprachgebrauch sollten möglichst vielfältig den Kindern zur Verfügung stehen. Ein Beispiel dafür wäre, dass Kindern nicht nur Telefone im Rollenspielbereich vorfinden, sondern auch unterschiedlichste Formen von Handys oder Tablets mit oder ohne Freisprechanlage, etc. Der Phantasie sind an dieser Stelle keine Grenzen gesetzt. Unterstützend können ebenso Piktogramme und Beschriftungen sein. Eine anregungsreiche und divers gestaltete Umgebung bietet die Möglichkeit, dass mit Kindern individuelle Gespräche geführt werden können, um dadurch soziale Interaktionen zu pflegen und zu vertiefen.

Alltägliche Situationen sollten allerdings nur dann als Momente der sprachlichen Bildung genutzt werden, wenn das kindliche Tun in der Situation nicht gestört wird. Kindern sollte in keiner Situation des pädagogischen Alltags das Sprechen verboten werden und die pädagogische Fachperson muss auf das Gesagte der Kinder zeitnah reagieren (Walter-Laager et al. 2018; Tietze et al. 2016; Tietze et al. 2017). Die angeführten Strategien sollen im pädagogischen Alltag nicht getrennt voneinander betrachtet werden sondern je nach Situation gemischt eingesetzt werden. Ebenso sollte generell im pädagogischen Alltag auf eine geschlechter- und kultursensible Sprache wert gelegt werden (Maywald 2015; Keller 2011).

 

ALLTÄGLICHE GESPRÄCHE BEI DER BEGRÜSSUNG UND VERABSCHIEDUNG

Die Situation des Ankommens des Kindes in den Kindergarten bietet am Tag die erste Möglichkeit mit jedem einzelnen Kind in Kontakt und Interaktion zu treten. Wenn Kinder noch müde sind oder ein wenig Zeit zum Ankommen benötigen, bietet es sich an, dass die pädagogische Fachperson ihr Handeln, das Handeln der Kinder oder ihren wahrgenommenen Gefühlszustand des Kindes sprachlich begleiten (Laukötter 2007).

 

ALLTÄGLICHE GESPRÄCHE BEIM EINNEHMEN VON (ZWISCHEN-)MAHLZEITEN

Lange Zeit galt am Tisch die Regel „beim Essen wird nicht gesprochen“ – mittlerweile werden gemeinsame Essenssituationen als vielfältige Sprachanlässe genützt. Gespräche am Mittagstisch und immer wiederkehrende Rituale bieten Möglichkeiten zu interkulturellen Begegnungen. In diesem Zusammenhang darf auf den Sinnesdiskurs nicht vergessen werden. Gerade Kinder in den ersten Lebensjahren bilden sich hauptsächlich über ästhetische Erfahrungen. Der Mittags- oder Jausentisch wird dabei zum Bildungsort, an dem sich die Sinne und der Geschmack weiterentwickeln und verbalisiert werden (Dietrich 2016), wie auch das eigene Hunger- oder Sättigungsgefühl und wo man ein solches spürt (Gutknecht & Höhn 2017). Wird die Mahlzeit in Tischgruppen zu je vier bis fünf Kindern eingenommen, bietet sich die Gelegenheit für Gespräche über alle möglichen Themen, die die Kinder beschäftigen, in der Kleingruppe (Landrichinger & Putz 2018).

 

ALLTÄGLICHE GESPRÄCHE IN PFELGENDEN SITUATIONEN

Pflegende Situationen finden nicht nur in der Kinderkrippe, sondern auch im Kindergarten vielfältig statt. Kinder werden zur Toilette begleiten, beim Waschen der Hände unterstützt oder mit Sonnencreme eingecremt. Dies sind meist ein-zu-eins-Situationen oder Situationen in der Kleingruppe, in denen vielfältige Themen mit Kindern besprochen werden können. Vor allem Routinesituationen wie pflegende Tätigkeiten, Alltagshandlungen oder freie Spielsituationen eigenen sich besonders gut, um auf die Sprachsignale der Kinder individuell und responsiv einzugehen. Responsive Sensitivität äußert sich darüber hinaus auch im Dialogverhalten zwischen der pädagogischen Fachperson und dem Kind. Feinfühlige Dialoge zeichnen sich durch das Eingehen auf die sprachlichen Möglichkeiten, Bedürfnisse und Interessen des Kindes aus. In anderen Worten: Die pädagogische Fachperson nimmt die kindlichen nonverbalen und verbalen Signale wahr und greift diese in ihren Handlungen auf. Sie schenkt dem Kind ihre Aufmerksamkeit und achtet auf einen wechselseitigen Austausch; darüber hinaus passt sie sich dem (Sprach)Tempo des Kindes an. Durch ihre Körpersprache und ihre Stimmlage drückt sie Wertschätzung sowie Interesse aus (Rehmann 2016).

 

ALLTÄGLICHE GESPRÄCHE IM GARTEN/BEIM SPAZIERENGEHEN

Veränderungen in der Umgebung oder im Garten bieten ebenfalls sprachaktivierende Momente im pädagogischen Alltag. Sei es eine immer sich veränderte Baustelle, die bei regelmäßigen Spaziergängen beobachtet und beschrieben wird oder kleine Tiere wie Feuerkäfer, die sich unter Steinen verstecken. Wiederholte Situationen sind wichtig, damit Kinder Interaktionsroutinen wahrnehmen (Haug-Schnabel & Bensel 2017).

 

ALLTÄGLICHE GESPRÄCHE IN ÜBERGANGSSITUATIONEN

In den Übergangssituationen im pädagogischen Alltag, sogenannte Mikrotransitionen, sind besonders organisatorische Überlegungen zur Vorbereitung der Umgebung und zur Einteilung des Personals wichtig. Sind diese wohl überlegt, kann kaum Stress und Hektik entstehen.  Kinder können zur Bewältigung aktiv miteingebunden werden und erleben in Mikrotransitionsprozessen partizipative Momente (Walter-Laager et al. 2018). In Kinderbildungs- und -betreuungsinstitutionen hängt der Grad der zugelassenen Beteiligungsmöglichkeit grundsätzlich von den pädagogischen Fachkräften ab. Sie entscheiden, ob und wann die Ideen und Interessen der Kinder aufgegriffen, berücksichtigt und im pädagogischen Alltag integriert werden (Hansen, Knauer & Sturzenhecker, 2011). Wird den Kindern genügend Zeit dafür gegeben, eigenen sich diese Momente besonders gut, kurze Gespräche zu führen oder das Denken anzuregen.

Projektleitung

Univ.Prof.in Dr.in habil.

Catherine Walter-Laager

Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften

Ansprechperson

Dr.in

Eva Pölzl-Stefanec

Strassoldogasse 10/I

Telefon:+43 316 380 - 8039

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